FührungExperte erklärt die Rolle der Oleftalsperre in Hellenthal bei Flutereignissen

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Mehrere Besucher stehen um Wolfgang Hörnchen, der in die Höhe zeigt und etwas erläutert.

Blick nach oben: Wolfgang Hörnchen (mit dem Blatt in der Hand) erläutert den Besuchern das Innenleben der Talsperre.

Spannend war für die Teilnehmer der Gang durchs Innere der Oleftalsperre in Hellenthal – und für eine ältere Dame eine Reise in die Kindheit.

Es sei doch irgendwie komisch, sagt Heike von Wersch. Sein Leben lang wohne man nahe einer Attraktion und brauche dann trotzdem so lange, um sie mal wieder zu erkunden.   Wahrscheinlich ist der Aktionstag „Zu Besuch in der Heimat“ deshalb eine so gute Idee.

Heike von Wersch ist Hellenthalerin. Sie steht an diesem Sonntagmorgen kurz nach 10 Uhr auf einem Parkplatz in ihrem Heimatort. Hinter ihr ist das imposante Bauwerk der Oleftalsperre zu sehen. So hat sie es schon zigmal gesehen, doch heute geht es ins Innere. Heike von Wersch ist sehr gespannt: „Ich freue mich auf jede Menge Infos.“

Die beiden Frauen sitzen auf einer Bank und lauschen, was der Leiter der Führung durch die Talsperre erklärt.

Klein-Kanada vor der Haustür: Heike von Wersch und ihre Mutter Hilde Gerstenkorn bei der Besichtigung.

Die gibt es von Wolfgang Hörnchen. Er ist Mitarbeiter des Wasserverbands Eifel-Rur, dem Betreiber der Talsperre. „Die Leute sehen das komplette Innere der Talsperre“, sagt Hörnchen über das, was es gleich zu erleben gibt: „Dann können sie sehen, wie die Talsperre damals aufgebaut worden ist.“

Damals, das war 1955 bis 1959, als die 16 Pfeilerzeilen errichtet wurden.   Hörnchen macht seit drei Jahrzehnten solche Führungen. Er weiß schon ziemlich genau, wann die Ohs und Ahs der Besucher als Ausdruck des Staunens zu hören sein werden: „Das geht gleich los, wenn sie in das Bauwerk reinkommen. Es sieht nämlich aus wie eine Kathedrale“.

Hellenthal: Als die Gruppe das Innere der Oleftalsperre betreten, zücken viele ihr Handy

Und genau so kommt es dann auch. Kaum ist die   etwa 25-köpfige Gruppe durch die kleine Tür getreten, die angesichts der Ausmaße des Pfeiler-Gebäudes wie im Legosteinformat erscheint, werden reihenweise die Handy gezückt und nach oben gehalten.

56 Meter hoch reicht das Gebäude, so Hörnchen: „Und man steht direkt unter dem Wasser.“ Das ist natürlich durch das Gemäuer von dem Inneren und somit von den Besuchern getrennt. „Darüber sind dann etwa 50 Meter Wasser“, erläutert Fachmann Hörnchen den Teilnehmern.

Bis zu 30 Millionen Kubikmeter Wasser fasst das Staubecken der Oleftalsperre. Hilde Gerstenkorn, eine der Teilnehmerinnen an diesem Sonntag, erinnert sich noch an die Zeit, als es die Talsperre hier noch nicht gab. Sie ist die Mutter von Heike von Wersch und wollte sich den Familienausflug nicht entgehen lassen.

Für uns ist die Oleftalsperre und die Umgebung mit dem Nationalpark sowieso Klein-Kanada.
Heike von Wersch aus Hellenthal

„Mama hat früher die Kühe gehütet, wo jetzt das Wasser ist“, erzählt Heike von Wersch. Ihre Mutter fügt hinzu: „Da war aber die Olef noch klein, ein Flüsschen war das.“ So ist die Besichtigung für die 79-Jährige auch ein Ausflug in ihre Kindheit und in die Zeit, bevor 1955 dieses „Zeugnis großer Ingenieurskunst“, wie es ein Teilnehmer nannte, entstanden ist: „Wir kamen von Schöneseiffen und Harperscheid mit den Kühen runter, und die musste man dann hüten“, erzählt Hilde Gerstenkorn. Ihre 82 Jahre sieht und merkt man ihr nicht an, wenn sie über die Treppen die Höhenunterschiede während der Besichtigung bewältigt.

Dabei ist auch Frank Klinkhammer aus Olef , 59 Jahre alt. In all den Jahren habe er es irgendwie nicht geschafft, mal an einer solchen Führung teilzunehmen, erzählt er und lächelt. Dabei hatte er es sich schon sehr früh im Leben vorgenommen: „Damals hatten wir einen Schulausflug, aber leider konnte ich damals nicht daran teilnehmen.“ Als Sportler sei er bestimmt 100 Mal um die Talsperre herumgelaufen, doch hinein habe er es nicht geschafft – bis zu diesem Sonntag.

Fachmann: Oleftalsperre hat bei der Flutkatastrophe 2021 noch Schlimmeres verhindert

So erfährt er wie auch die anderen Besucher, welchen Schutz die Talsperre der Gemeinde Hellenthal vor Hochwasser bieten. „1988 ist sie das letzte Mal übergelaufen“, sagt Hörnchen über die Talsperre. Die Flutkatastrophe 2021 habe sie also unbeschadet überstanden und wohl noch Schlimmeres verhindert.  

„Da sind wir innerhalb von anderthalb Tagen 3,50 Meter gestiegen. Wir hätten aber das Ganze aber noch mal aufnehmen können“, unterlegt Hörnchen das mit Zahlen.

Für Heike von Wersch als Hellenthalerin sind derartige Erklärungen sehr beruhigend. Sie war nach der Tour durch das Innenleben dieses gewaltigen Bauwerkes hellauf begeistert.

„Für uns ist die Oleftalsperre und die Umgebung mit dem Nationalpark sowieso Klein-Kanada“, schwärmt sie von der Natur direkt vor der Haustür. In der sie gerne unterwegs ist: „Jetzt holen wir den Hund und gehen noch eine Runde spazieren.“

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