JubiläumDas Freibad in Engelskirchen geht am Samstag in die 60. Saison

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Ein Luftbild zeigt das Freibad in Engelskirchen im Jahr 1967.

Schwimmen, hoch über dem Aggertal: Das Freibad Engelskirchen, heute Panoramabad, wurde 1964 eröffnet. Das Luftbild zeigt das Bad im Jahr 1967.

Es wird gleich doppelt gefeiert, denn nicht nur das Freibad in Engelskirchen, sondern auch der Förderverein feiert Geburtstag.

Als Felicitas Hoffstadt das erste Mal im Engelskirchener Freibad schwimmen geht, dudelt noch Siw Malmqvists „Liebeskummer lohnt sich nicht“ die Hitparade rauf und runter, Langnese verkauft das Capri-Eis am Stiel für 30 Pfennig und der Eintritt kostete 1 Mark. Am 25. Juli 1964 öffnete das Freibad auf dem Schalker Berg erstmals seine Türen. Am Samstag startet das heutige Panoramabad in die 60. Saison, und gefeiert wird dieses Jahr auch das 25-Jährige des Freibad-Fördervereins.

Schwimmmeister Liersam steht mit Badegästen am Drei-Meter-Brett in der Badesaison 1966.

Schwimmmeister Liersam steht mit Badegästen am Drei-Meter-Brett in der Badesaison 1966.

Felicitas Hoffstadt ist jetzt 89 Jahre alt und auch in der Jubiläumssaison ist sie wieder dabei. Das geht praktisch gar nicht anders, denn die Hoffstadts bauten ein paar Jahre nach der Freibad-Eröffnung selbst oben am Berg, von der Terrasse aus geht’s praktisch direkt auf die Liegewiese. Als das Freibad Anfang der 1960er Jahre nach den Plänen des Kölner Architekten Victor Giorlani auf den Berg gebaut wurde, sorgte die Lage hoch über dem Aggertal für Aufsehen.

In den Folgejahren wurde rund um das Bad immer mehr gebaut, heute liegt das Panoramabad am Ende eines Wohngebiets. Und ringsum leben viele Menschen, die dem Bad von Kindesbeinen an verbunden sind. Auch, wenn sie sich manchmal über wild geparkte Besucherautos ärgern.

Altes Foto von Schwimmern in einem Schwimmbecken am Stein mit der Bahnnummer vier.

In den 1970er Jahren waren die Frühschwimmer bekannt. An der Bahn 4 gab es einen Schnaps.

Wenn das Doppeljubiläum dieses Jahr mit vielen Gelegenheiten gefeiert wird, sind die Kinder und Enkel von Felicitas Hoffstadt mit dabei. Sie wurden im Freibad groß, aßen die legendären Freibad-Fritten im Kiosk der Familie Teuber und lernten Schwimmen. Urenkel Leonard drehte inzwischen auch schon ersten Runden im Panoramabad.

Kurz vor der Saison-Eröffnung am Samstag zeigen die beiden Fördervereinsvorstände Matthias Haas und Rainer Hans der 89-Jährigen die Anlage. Jens Siegmund hat die Beete gerade mit seiner Ehrenamtler-Truppe gesäubert, Schwimmmeister Andreas Bolten hat noch einzelne Bänke frisch gestrichen. Neu sind die Handläufe an den Durchschreitbecken, die Menschen mit Einschränkung mehr Sicherheit geben sollen. „Wenn man hier ans Becken kommt, dann ist das immer ein Gefühl, wie im Urlaub zu sein“, sagt Hans und die anderen nicken.

Schwimmmeister Andreas Englert macht noch einen Rundgang mit den beiden Fördervereins-Vorständen Rainer Hans und Matthias Haas.

Schwimmmeister Andreas Englert (Mitte) macht noch einen Rundgang mit den beiden Fördervereins-Vorständen Rainer Hans und Matthias Haas (rechts).

Das 2020 neu installierte Becken sieht immer noch flammneu aus. Die Wellenrutsche blitzt in Edelstahl, ebenso der Dreier-Sprungturm. An der Talseite sichert ein neuer Windschutz die Gäste, wenn die nass aus dem Becken steigen.

Die Wassertemperatur ist im Jahr 60 des Betriebs eines der größeren Themen. Bollerten Heizöl-Radiatoren einst das Beckenwasser selbst bei spätem Schnee im April noch hoch auf 27 Grad, wird heute Solarthermie genutzt. 24,7 Grad ist wenige Tage vor Saisonbeginn die Temperatur. Ob Technik hier für höhere Werte sorgen kann, soll aktuell eine Machbarkeitsstudie herausfinden.

Badbetreiber haben mit dem Mangel an Schwimmmeistern zu kämpfen

Auch die Außentemperaturen spielen für das Freibad eine große Rolle. „Kalte und verregnete Sommer spiegeln sich immer in den Besucherzahlen wider“, sagt Matthias Haas. Überhaupt ist eine der Konstanten in 60 Jahren, dass immer über die Finanzierung des Zuschuss-Geschäfts gestritten wird, über die Kosten für Modernisierungen und das Personal ebenso.

Apropos Fachpersonal: Mit dem Mangel an Schwimmmeistern haben alle Badbetreiber in der Region zu kämpfen. „Das lässt sich auch nicht einfach mit Ehrenamtlern auffangen“, so Haas. Für die neue Saison mussten die Öffnungszeiten reduziert werden. Die Arbeit an der Kasse stemmt der Verein ohnehin. Aber: „Wir suchen händeringend weitere Ehrenamtliche“, berichtet Renate Klinger, die sich mit Reiner Hans um diesen Bereich kümmert.

Unzählige Stunden im Ehrenamt hat in den 25 Jahren Förderverein die langjährige Vorsitzende Bärbel Frank geleistet. „Bärbel hat abends noch den Abschluss gemacht und kam morgens mit zum Aufschließen wieder“, so Nachfolger Haas.

Eine weitere Konstante ist übrigens gesichert: Die Freibad-Fritten. Rechtzeitig zum Saisonstart zieht ein neuer Pächter ins Büdchen.


Saisoneröffnung

Für die Doppel-Jubiläumssaison 60 Jahre Freibad und 25 Jahre Förderverein haben die Engelskirchener Gemeindewerke und die Freibadförderer viel vor: Neben der bekannten Poolparty soll es Wasserski und weitere Aktionen geben.

Den Auftakt macht am Samstag, 18. Mai, die Saisoneröffnung ab 10 Uhr, mit einem ökumenischen Gottesdienst mit Kreisdechant Christoph Bersch und Pfarrer Johannes Vogelbusch. Uhr 11.30 Uhr werden Bürgermeister Gero Karthaus und Fördervereins-Vorsitzender Matthias Haas mit dem ersten Sprung ins kühle Nass die Badesaison freigeben, ab da beginnt der reguläre Badebetrieb. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite des Panoramabads. 

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels war der Name des Schwimmmeisters falsch geschrieben, wir haben das korrigiert.

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