Gymnicher RittSo erfüllen Pilger in Erftstadt den jahrhundertealten Schwur eines Ritters

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Zu sehen sind viele Reiter in Uniformen auf einem Platz in Gymnich.

Der Rittplatz in Gymnich. Hier versammeln sich viele Reiter alljährlich zur Reitermesse.

Am Donnerstag, 9. Mai, findet der inzwischen 799. Gymnicher Ritt statt. Viele Reiter und Besucher werden nach Erftstadt kommen.

Die Countdown läuft: Am Donnerstag, 9. Mai, findet der inzwischen 799. Gymnicher Ritt statt. In mehr als 250 ehrenamtlich geleisteten Stunden haben die Cheforganisatoren Joachim Axer und Wilfried Breuer vom Kirchenvorstand das Fest bis ins Detail hinein geplant. „Parallel zu den Vorbereitungen des 799. Ritts laufen längst auch schon die für das nächsten Jahr“, berichtet Breuer.

Dann werden sich die Reiter in Gymnich zum 800. Mal auf den Weg machen, um das Versprechen des Ritters Arnold von Gymnich einzulösen und in die Zukunft zu tragen. Die Tradition des Gymnicher Ritts stammt aus dem 13. Jahrhundert und geht zurück auf die Legende, die sich zwischen 1217 und 1221 bei einem Kreuzzug ereignet haben soll. Demnach ist der Ritter mitsamt seinem Pferd in einem Sumpf steckengeblieben. In seiner Not bat er Gott um Hilfe. Sollte er gerettet werden, werde er Gott zu Ehren jedes Jahr einen Ritt mit der ganzen Dorfgemeinschaft machen, schwor Ritter Arnold.

Zu sehen ist ein Kreuz aus Metall an der Außenmauer der Kirche.

Das alte Kreuz der Pfarrkirche hat an der Außenwand des Kirchenschiffs einen neuen Platz bekommen.


Neuer Platz für altes Kreuz

So alt wie die Gymnicher Pfarrkirche selbst ist auch das Kreuz, das jetzt am Kirchenschiff zum Kirchplatz hin befestigt ist. „Es stammt aus dem Jahr 1779 und ist das erste von unserem Zwiebelturm“, berichtet Wilfried Breuer. Bei einer routinemäßigen Überprüfung 2019 sei festgestellt worden, dass die Standsicherheit nicht mehr gewährleistet gewesen sei. Wegwerfen kam aber auch bei dem alten Kreuz auf keinen Fall in Frage. „Das hängen wir außen ans Kirchenschiff“, schlug Breuer vor und fand viele Mitstreiter für diesen Plan. „Es ist bewusst nur schwarz lackiert und ansonsten genauso gelassen worden, wie es auch auf der Kirchturmspitze war“, sagt Breuer. (mkl)


Der Überlieferung nach kam die Rettung dann in Gestalt eines Sumpfhuhns. Es schreckte das Pferd des Ritters derartig auf, dass es mit einem gewaltigen Sprung aus dem Sumpf entkommen sei. Der Gymnicher Ritt zieht bis heute alljährlich Hunderte Fuß- und Reitpilger aus der ganzen Region an. Bei den Vorbereitungen arbeitet die Kirchengemeinde St. Kunibert eng mit den Gymnicher Schützenvereinen, der Polizei, der Feuerwehr, dem Malteser Hilfsdienst, den Jahrmarktveranstaltern, dem Ortsbürgermeister, dem Kreisveterinäramt und der Stadtverwaltung zusammen.

Beginn mit Übergabe der Standarte

Der 9. Mai, der Christi-Himmelfahrtstag, startet gegen 8 Uhr traditionell im Schlosspark mit der feierlichen Übergabe der Standarte und des Kreuzpartikels an die Schützenvereine im Schlosspark. Auf dem Rittplatz an der Pfarrkirche beginnt um 9 Uhr die Reitermesse. Anschließend setzt sich die Reiterprozession in Bewegung.

Die Reiter nehmen den Weg über die Gymnicher Hauptstraße, die Dirmerzheimer Straße, die Landesstraße 495 und den Siedlerweg rund um Gymnich. Die Veranstalter rechnen damit, dass die Reitprozession etwa 2,5 Stunden dauern wird. Die Fußpilger gehen denselben Weg, machen sich allerdings schon um 8.50 Uhr auf die Socken. Die Kommunionkinder begleiten die Pilger bis zur Ortsgrenze. Sind Reiter und Fußpilger wieder auf dem Rittplatz angelangt, erhalten sie einen Schlusssegen.

Ein weiterer Magnet ist der Jahrmarkt. Hunderte Händler werden entlang der Hauptstraße, auf dem Parkplatz vor der Arbeiterwohlfahrt, dem Pater-Kentenich-Platz und dem Kunibertusplatz ihre Ware anbieten. Die Innenstadt wird dafür ab dem Vorabend gesperrt.

Die Umleitungsstrecken über die Autobahn 61 sind ausgeschildert. Eine Anreise aus den Nachbarstädten wird per Fahrrad empfohlen. Parkplätze sind nur begrenzt vorhanden, etwa an der Heinrichstraße, am Sportplatz, am Schulhof und an der Schützenstraße. Auch an den Fahrbahnrändern darf geparkt werden, wenn es nicht durch eine Beschilderung ausdrücklich verboten ist.

Der Linienbus wird Gymnich am 9. Mai nicht anfahren. Ersatzhaltestellen werden im Süden an der Kreuzung L 495/L 162 eingerichtet. Geradezu fantastisch sei bisher der Verkauf eines besonderen Ansteckers gelaufen, den die Institution „Gymnicher Ritt“ vor ein paar Monaten herausgebracht hat. Die silberfarbige Plakette zum Anstecken, Aufstellen oder Hängen zeigt die Pfarrkirche St. Kunibert, den Rittaltar mit den Pferden und den Kopf von Carl Schurz. Mit dem Erlös hofft die Kirchengemeinde, die gestiegenen Kosten für die Organisation des Gymnicher Ritts ein wenig auffangen zu können.

Pins aus Eichenholz sind begehrt

Der Pin, beziehungsweise die aus altem Holz geschaffene Einfassung, ist von hohem ideellem Wert und untrennbar mit der Geschichte der Kirche verknüpft. Stammt das Holz doch aus dem Eichengebälk des Dachstuhls der Pfarrkirche, das bei den Sanierungsarbeiten vor zwei Jahren ausgetauscht werden musste.

Breuer: „Wir haben das alte Holz natürlich aufbewahrt. Begutachtungen anhand der Jahrringforschung ergaben nämlich, dass die Eiche zwischen 1220 und 1230 gepflanzt und 1742 in Flandern geschlagen worden war, bevor sie nach Gymnich transportiert und dort für den Kirchturmbau gebraucht wurde. „Inzwischen ist auch die zweite Auflage der Pins fast vollständig verkauft“, sagt Breuer.

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