NaturrohstoffeKHK Lipcare produziert 12 Millionen Pflegeartikel jährlich in Hürth-Gleuel

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem Bild ist die Produktion von KHK Lipcare zu sehen.

12 Millionen Lippenpflegestifte und andere Pflegeprodukte stellt KHK Lipcare jedes Jahr im Gewerbegebiet Gleuel her.

Mineralöle und Silikone sind bei dem mittelständischen Unternehmen komplett tabu, ein Großteil der Produktion sind Lippestifte.

 Dieses Pflegeprodukt ist nicht nur im Winter auf aller Munde, der Hersteller selbst ist aber außerhalb der Branche kaum bekannt. Das mittelständische Unternehmen KHK Lipcare produziert im Gewerbegebiet Gleuel jährlich rund zwölf Millionen Pflegeartikel, ein Großteil davon Lippenstifte. Die Produkte werden vor allem im Auftrag großer Kosmetikmarken hergestellt und weltweit exportiert. Namen darf Dr. Thomas Kiepe, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des mittelständischen Unternehmens, nicht nennen. Aber in vielen Drogerien sind seine Produkte erhältlich.

Vor gut 30 Jahren hat der studierte Betriebswirt aus Köln sich mit einer Firma selbstständig gemacht, die zunächst Werbe- und Promotionsartikel für große Unternehmen aus Asien und den USA importierte und schließlich auch selbst in Indien und Thailand produzieren ließ. Im Rahmen einer Promoaktion habe ein Auftraggeber 400 000 Lippenpflegestifte mit Werbeaufdruck bestellt. „Ich hab' gesagt: Kein Problem. Das hab' ich immer gesagt“, blickt Kiepe zurück. Er kaufte fertige Lippenstifte ein, nahm sie auseinander und steckte den Inhalt in neue, individuell gestaltete Kunststoffhüllen.

Auf dem Bild ist der Gründer und Geschäftsführer von KHK Lipcare zu sehen.

Dr. Thomas Kiepe ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von KHK Lipcare.

Das war der Einstieg ins Lippenpflegegeschäft. Kiepe investierte in eine Siebdruckmaschine, um die Stifte selbst bedrucken zu können. Dann schaffte er eine kleine Abfüllanlage an, um zunächst zugekauften Bulk – das ist die Pflegemasse innerhalb der Stifte – in die eigenen, kreativ gestalteten Hüllen zu füllen. Schließlich richtete Kiepes Firma ein eigenes Labor ein, stellte einen promovierten Chemiker ein und fing an, selbst Rezepturen für Lippenpflegeprodukte zu entwickeln. Seit 2000 ist dies das Hauptgeschäft.

Wir haben unsere Rezepturen früh umgestellt und sind mit rein pflanzlichen Ölen und Wachsen gestartet
Dr. Thomas Kiepe, Gründer und Geschäftsführer von KHK Lipcare

Inzwischen produziert KHK Lipcare hauptsächlich für Kosmetikhersteller. Das Werbemittelgeschäft mache, so Kiepe, nur noch ein Drittel des Umsatzes aus. Bei den Lippenstiften kommt es hauptsächlich auf die inneren Werte an – auch wenn das Äußere nach wie vor nach Kundenwunsch gestaltet wird. Das Unternehmen setzt auf natürliche Inhaltsstoffe ohne Mineralöle, Parabene, Silikone, Mikroplastik oder PEG. „Wir haben unsere Rezepturen früh umgestellt und sind mit rein pflanzlichen Ölen und Wachsen gestartet“, erklärt Kiepe.

Das Unternehmen setzt auf Nachhaltigkeit

Aber auch bei den Hüllen setzt KHK Lipcare auf Nachhaltigkeit. „Wir sind einer der ersten Hersteller, der die Stifte nur aus einem Kunststoff fertigt“, erklärt Kiepe. „Dadurch können sie besser recycelt werden.“ Die Entwicklung neuer Rezepturen ist ein aufwendiger Prozess. Zwischen fünf und sieben Monaten dauert es, bis ein neues Pflegeprodukt auf dem Markt ist.

Immer wieder wird an der Zusammensetzung der Zutaten, der Mischdauer sowie den wechselnden Temperaturen beim Rühren und Abfüllen gefeilt und Testabfüllungen durchgeführt, bis die Konsistenz, die Farbe und der Geruch stimmen und sich die Masse blasenfrei in die Stifte füllen lässt. „Wir verwenden Naturrohstoffe, und die ändern sich auch immer wieder, wie beim Wein“, so Kiepe. Deshalb will das Unternehmen im Rahmen von Projekten mit Forschungseinrichtungen auch selbst Einfluss auf den Anbau der pflanzlichen Rohstoffe nehmen.

Der Umzug von Köln-Rodenkirchen nach Hürth war eine Herausforderung

Eine Herausforderung war für KHK Lipcare der Umzug vor zwei Jahren von Köln-Rodenkirchen ins Gewerbegebiet Gleuel. „Wir wollten uns vergrößern und haben uns für Hürth entschieden“, sagt Kiepe. Dort sei das Umfeld unternehmerfreundlicher gewesen als in Köln. Allerdings hatte seine Firma zunächst mit einem fehlenden Starkstromanschluss zu kämpfen. Kiepe: „Wir konnten die Rühranlage und die Abfüllanlage monatelang nur abwechselnd betreiben – mit einem Dieselgenerator.“

Das Bild zeigt eine Chemikerin im Labor.

Anke Laures ist Chemikerin im Labor.

Es wurde viel Geld am Standort in Gleuel investiert, davon allein 1,5 Millionen Euro in die neue Abfüllanlage. Thomas Kiepe, inzwischen 69 Jahre alt, ist der Stolz auf sein Unternehmen anzumerken, auch wenn kaum ein Anwender den Namen kennt. „Wir müssen nicht prominent sein“, meint der Chef, der jeden Tag aus Rodenkirchen in den Betrieb radelt. Das erspare auch Kosten für teures Marketing. „Wir werden auch nie ein hochprofitables Unternehmen werden.“

Immerhin weiß man bei Kiepe zu Hause in Rodenkirchen, was seine Firma herstellt. Wenn er im Karnevalszug mitgeht, rufen die Jecken nach Labello statt Kamelle. Auch für die Kita hat Kiepe schon eine Sonderauflage produziert. Neben seinen Produkten begeistert sich der Chef für Technik.

In der Firma wird mit Künstlicher Intelligenz experimentiert

Schon 2008 schaffte er einen der ersten 3D-Drucker an und ließ darauf nicht nur die Spritzgussvorlagen für Verschlusskappen von Lippenpflegestiften in Form von Tannenbäumen und Nikolausmützen drucken, sondern auch Ersatzteile für seine Maschinen. Inzwischen wird in seiner Firma mit Künstlicher Intelligenz experimentiert, zunächst in der Buchhaltung.

45 Mitarbeiter beschäftigt KHK Lipcare in Gleuel. „Ein tolles Team“, sagt Kiepe. „Die Mannschaft ist mit Spaß bei der Sache. Wir müssen auch Geld verdienen, ganz klar. Aber wir investieren alles wieder.“

KStA abonnieren