WohnraummangelSKM Rhein-Sieg weiht Einrichtung für ehemals Wohnungslose ein

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Der SKM Rhein-Sieg hat sein neues Haus eingeweiht. Seit Anfang Juni stehen hier 16 Wohnungen für ehemals Wohnungslose zur Verfügung

Der SKM Rhein-Sieg hat sein neues Haus eröffnet. Seit Anfang Juni stehen hier 16 Wohnungen für ehemals Wohnungslose zur Verfügung.

Der SKM Rhein-Sieg hat ein Haus gebaut für Menschen, die auf dem Wohnungsmarkt kaum Chancen haben – schon vor dem Einzug flossen Freudentränen.

Zwei Jahre lang war Martin wohnungslos. Seit Anfang des Monats hat er wieder eine feste Wohnanschrift: In der Luisenstraße 111 b hat der 45-Jährige ein Apartment bezogen. „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich jetzt eine eigene Wohnung habe“, sagt er. Martin, der seinen Nachnamen und auch sein Bild nicht in der Zeitung sehen möchte, ist einer von 16 Mieterinnen und Mietern im neuen Wohnhaus des Vereins SKM Rhein-Sieg.

Nach der Scheidung hatte Martin ausziehen müssen, kam über Monate beim Bruder unter. Er zog mit seiner neuen Freundin zusammen und blieb dort, obwohl die Beziehung nicht gut lief. „Aus Scham“ habe er keine Besichtigungstermine für eine neue Bleibe wahrgenommen, erzählt der heute 45-Jährige. „Wenn man keine Arbeit hat, ist es sehr schwierig, eine Wohnung zu finden.“

Der „unsäglich eklatante Mangel an bezahlbarem Wohraum“ habe vor vier Jahren den Anstoß für das Projekt gegeben, erinnerte die SKM-Vorstandsvorsitzende Monika Bähr bei der Einweihung des Hauses am Freitag. „Wir sind kein Investor“, sagte sie. „Allein, um Menschen Wohnraum zu geben“, habe der SKM das Projekt in Angriff genommen für Menschen, die auf dem normalen Wohnungsmarkt nur geringe oder gar keine Chance hätten.

Neue Räume auch für die Frauen-Notschlafstelle und die Mitarbeitenden des SKM

„Wenn wir nicht, wer dann?“, fragte rhetorisch auch Bert Becker, der Fachbereichsleiter Wohnungslosenhilfe im SKM Rhein-Sieg. Seit 1. Juni sind Menschen eingezogen, die ohne Probleme auf eigenen Füßen stehen können; andere erhalten mehr Unterstützung von den stets nahen Mitarbeitern.

Seit Baubeginn im September 2021 entstand auf einem ehemals städtischen Grundstück neben dem Don-Bosco-Haus an der Luisenstraße der Neubau, der barrierefreie kleine Wohnungen für zwölf Männer und vier Frauen bietet. Es gibt eine Notschlafstelle für bis zu sechs Frauen und die Möglichkeit, Frauen auch längerfristig zur Resozialisierung unterzubringen.

Mehr Platz als bisher haben jetzt auch die Mitarbeitenden der SKM-Wohnungslosenhilfe, denen im Neubau zusätzliche Büros und eine Poststelle zur Verfügung stehen. Immerhin 250 Personen, die keinen festen Wohnsitz haben, können hier über den SKM ihre postalische Erreichbarkeit sicherstellen. Das ist unverzichtbar beispielsweise für Korrespondenz mit der Krankenversicherung oder für den Bezug staatlicher Leistungen.

Projekt kostete vier Millionen Euro – Jedes Jahr werden rund 1500 Menschen betreut

Rund 1500 Menschen suchten jährlich Unterstützung bei der Wohnungslosenhilfe des SKM, berichtete Bert Becker. Den großzügigen Gemeinschaftsraum wird das Team der Kleiderkammer nutzen, die bisher im Keller des Altbaus untergebracht war. Außerdem wird hier die Tafel zu finden sein, die in Siegburg einen warmen Mittagstisch anbietet.

Mit geplanten Kosten von 3,4 Millionen Euro hatten die Verantwortlichen das Projekt begonnen, für das der Siegburger Architekt Kai Jensen die Pläne entwarf. Vier Millionen Euro werden wegen der Baukostensteigerungen auf der Schlussrechnung stehen, zu deren Begleichung Stiftungen mit Zuschüssen ebenso beitragen wie die NRW-Bank, die neben einem Darlehen auch einen Tilgungsnachlass gewährte.

Sie wisse aber auch, dass einzelne Zuschussgeber über ein erhöhtes Engagement nachdächten, sagte Monika Bähr. „Wir haben viele Tränen der Freude gesehen“, erzählte sie von den Auswahlgesprächen vor der Vergabe der Wohnungen. Auch für Martin ist der Einzug „wirklich ein Neuanfang“. Das könne man „mit Geld nicht bezahlen“, sagt er.

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